EICHENWEISEN-Launch-Countdown: 8
Old postcard, Roundstone, Connemara, 1950s
Besonders interessant für diejenigen von euch, die schon die Leseprobe gelesen haben. Hier ein etwas längerer Textausschnitt aus Kapitel 5:
»Geholfen hat es mir auf jeden Fall. Ich konnte mir einiges, vielleicht auch bislang Unterbewusstes, durch den Kopf gehen lassen. Ich gebe Papa aber recht, Mama. Ich weiß nicht, was genau das ist, was ich da sehe – Träume, Erinnerungen, ein früheres Leben … vielleicht werden weder ich noch Dr. Zucker je sagen können, was es ist. Womöglich ist das Was auch egal. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass ich in einer Arztpraxis mehr darüber herausfinden werde. Aber Papa …«, ich atmete tief ein und nahm einen Schluck Wasser, »was auch immer der Hintergrund ist, ich komme nicht an der Tatsache vorbei, dass ich auf einmal Irisch spreche. Und ich würde gerne mehr über diese Sprache erfahren. Professor Heany, mit dem ich damals im Krankenhaus telefoniert hatte, der hat einem Kollegen am Trinity College in Dublin von mir erzählt. Der Kollege unterrichtet dort irische Sprache und Literatur. Professor O’Tool, so heißt er, hat mir eine Mail geschrieben und wir haben letztens telefoniert. Er hat mich nach Dublin eingeladen und mich gebeten, das mit euch zu besprechen. Ich würde gerne gehen.«
Als ich fertig war, war es so still in der Küche, als hätte der Blitz eingeschlagen. Mama schaute mich prüfend an. Papa sah auf seinen Teller. Ich trank noch einen Schluck Wasser.
»Ich habe sowieso nächsten Monat ein paar Tage Urlaub eingetragen«, sagte Mama nach einer Weile. »Gib mir doch die Telefonnummer von Professor O’Tool, ich spreche mit ihm und dann fahren wir zusammen.«
»Auf gar keinen Fall«, donnerte Papa los. »Was versprichst du dir denn davon, Alice? Ich dachte, wir können endlich darüber reden, was aus deinen Zukunftsplänen wird. Es wird langsam Zeit, sich auf Studienplätze zu bewerben. Stattdessen willst du jetzt nach Irland reisen? Wieso?«
Er klang so, als hätte ich meine Bitte nur vorgetragen, um ihn zu verletzen.
»Das machen wir dann auch, versprochen, Papa. Nach Irland. Ich habe nur das Gefühl, ich muss da hin, verstehst du? Und Professor O’Tool, er möchte meinen Dialekt analysieren. Vielleicht gibt das Aufschluss darüber, wo ich die Sprachkenntnisse herhabe, vielleicht auch nicht. Aber ich spreche nun mal diese Sprache, wo immer das auch herkommt, ich möchte sie anwenden, mich damit befassen.« Ich sah meinem Vater in die Augen. »Es ist mir einfach total wichtig nach Irland zu fahren. Bitte, Papa.«
Mein Vater stand wortlos auf und verließ die Küche.