TEUFLISCH KALT – die neue Highland-Hexen-Novelle zu Halloween – Leseprobe
TEUFLISCH KALT heißt die neue Highland-Hexen-Novelle zu Halloween, die jetzt im Geschichten-Band FELICITY GREENS HALLOWEEN-STORYS pünktlich zu Samhain erschienen ist.
In der Story TEUFLISCH KALT müssen Paranormal Investigator Abbey Fine und die Highland-Hexen herausfinden, ob ein Mädchen, das im Loch Lomond aufgetaucht ist, Mensch oder böser Wassergeist ist.
Leseprobe:
Abbey Fine zog die Strickjacke enger um sich und beschleunigte ihre Schritte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es Ende Oktober in den schottischen Highlands schon so kalt sein würde. Die Pflanzen am Uferweg waren mit dickem Raureif bedeckt und Nebelschwaden hingen über dem Loch Lomond. Die feuchte, kalte, klamme Luft tat ihr in den Lungen weh und sie wurde schmerzhaft daran erinnert, dass zwei angeknackste Rippen erst vor Kurzem wieder geheilt waren.
Nichtsdestotrotz tat ihr diese Umgebung augenblicklich um einiges besser als die Großstadtluft. Ihr Chef hatte recht gehabt: Sie brauchte unbedingt eine Auszeit.
Seitdem sie vor etwas über zwei Jahren in der Christopher-Harris-Privatdetektei angefangen, erst das Londoner Büro geleitet und sich dann ziemlich schnell auf die Ermittlungen von übersinnlichen Phänomenen spezialisiert hatte, nahm der Job sie immer mehr ein.
Es gefiel Abbey. Sie hatte sich lange genug unter Beweis stellen müssen. Als hübsche junge Frau war sie in der Macho-Welt der Privatdetektive nicht immer für voll genommen worden. Erst mit einem Fall, der sie hierher, nach Tarbet brachte, hatte sich das Blatt gewendet.
Sie hatte sozusagen ihre Nische gefunden. Denn in Tarbet war sie mit einer Welt konfrontiert worden, die sie bis dato für fiktiv gehalten hatte. Menschen mit übernatürlichen Gaben, so erfuhr sie durch ihre Begegnung mit dem am Loch Lomond ansässigen Hexenbund, existierten tatsächlich. Feen waren mehr als Märchengestalten, und Geister gab es ebenso. Die Oberhexe Mary MacDonald, mittlerweile gestorben, war sogar eine Zeitwandlerin gewesen – und sie, Abbey, hatte als Allererste ihr Geheimnis aufgedeckt.
Abbey hatte die neue fantastische Welt der Hexen in den Highlands schon überwältigend gefunden. Aber die dunkle Londoner paranormale Untergrundwelt war noch mal eine Nummer für sich. Beängstigender und noch okkulter, aber, wie Abbey sich eingestehen musste, auch faszinierender und aufregender. Wie ein dunkler Strudel, dem man nicht mehr entkommen konnte, hatte er einen erst einmal erfasst. Abbey war praktisch zu einem Nachtmenschen mutiert und hatte dementsprechend kaum ein Leben außerhalb der Arbeit. Ihr einziges Hobby, wenn man das überhaupt so nennen konnte, war Kampfsport. Abbey war immer schon sportlich gewesen, aber die körperlichen Herausforderungen ihres neuen Jobs ließen ihr keine große Wahl: Fitness war oberste Priorität, wenn sie überleben wollte.
Früher groß und sehr schlank, hatte sie jetzt einiges an Muskeln zugelegt. Zur Bestürzung ihrer Mutter, die einmal ein sehr erfolgreiches Model gewesen war und sich immer eine ähnliche Karriere für ihre Tochter gewünscht hatte. Als sich Abbey auch noch die langen schwarzen Locken zu einem kurzen Bob hatte schneiden lassen – zu oft war sie bei einem Kampf an den Haaren gepackt worden – hatte ihre Mutter wohl den Traum für ihre Tochter aufgegeben. Und danach lange nicht mehr mit ihr geredet.
Trotz der körperlichen Strapazen ging Abbey in ihrem Job auf. Er fühlte sich an wie ihre Berufung. Und Chris, ihr Chef, hatte bislang auch nichts dagegen gehabt, dass sie sich mit Leib und Seele ihrem Job verschrieb. Erst nachdem sie all ihr persönliches Vermögen dafür aufgeopfert hatte, sich an illegalen Glücksspielen zu beteiligen, hatte Chris die Notbremse ziehen müssen.
Oh, den Auftrag hatte Abbey erfolgreich abgeschlossen. Sie war schließlich in ein exklusives, von einem Vampirclan betriebenes Casino eingeladen worden. Wo sie dann eigenhändig alle Oberhäupter des Clans ins ewige Jenseits befördert hatte. Nur weigerten sich die Auftraggeber – die Eltern eines jungen Mannes, der zum Vampir gemacht worden, aber nicht mehr zu retten gewesen war – die Rechnung zu begleichen. Und Abbey war nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt nicht nur pleite, sondern auch obdachlos gewesen, weil sie ihre Miete nicht mehr hatte zahlen können.
Ihr Chef hatte sie daraufhin zu einem langen Urlaub verdonnert. Mittellos wie sie war, hatte Abbey zähneknirschend das Angebot angenommen, bei Chris‘ Freundin Penny zu wohnen. Penny, eine hübsche blonde Kräuterhexe, hatte ein großes Cottage und die Neigung, Streuner bei sich aufzunehmen.
Und das war sie wohl jetzt, dachte Abbey während ihres Powerwalks am Ufer des Loch Lomonds. Eine obdachlose, mittellose Streunerin. Aber sie würde wieder auf die Beine kommen. Sie musste einfach lernen, ihren Job gut zu erledigen und auf sich selber zu achten. Abbey seufzte und verlangsamte ihre Schritte. Ihr Blick fiel auf eine malerische Sandbucht und ihre Füße trugen sie wie automatisch dorthin. Äste und Blätter knirschten unter ihren Sportschuhen.
Die Gipfel der Berge am gegenüberliegenden Ufer waren schneebedeckt. Die vor Kurzem aufgegangene Sonne wirkte wie eine gelbe Scheibe hinter Milchglas. Der See lag ganz still und ruhig da.
Die malerische und lebhafte Szenerie der Highlands im Frühling oder Sommer gefiel Abbey, aber diese kühle, starre Schönheit des fast schon winterlich anmutenden Loch Lomonds sagte ihr noch mehr zu.
Ein lautes Geräusch durchbrach die Stille und Abbey zuckte zusammen.
Ein paar Meter vor ihren Füßen brach urplötzlich ein Kopf durch die Wasseroberfläche. Die Person sog pfeifend die Luft ein.
Erst nach ein paar Sekunden begriff sie, was da vor sich ging. Abbey schüttelte den Schreck ab und lief auf die Person zu.
Diese schnappte weiter keuchend nach Luft und machte hektische Bewegungen, um an der Oberfläche zu bleiben.
Abbey watete in das eiskalte Wasser des Lochs. »Ich komme!«
Sie kraulte, so schnell sie konnte, und erreichte die Gestalt, als deren Kopf gerade wieder unter der Oberfläche verschwand. Panisch griff Abbey nach ihr und bekam eine Schulter zu fassen. Sie zog daran, bis der Kopf der Person wieder über Wasser war.
Sie war klein und schmal und den langen Haaren nach zu urteilen ein Mädchen, aber dennoch hatte Abbey Schwierigkeiten, mit ihr zurück ans Ufer zu kommen.
Längst war Abbey zu betäubt, als dass die Kälte noch schmerzte, dafür spürte sie aber ihre Gliedmaßen kaum mehr.
»Komm schon, Fine«, redete sie sich zu. »Du hast einen 150 Kilo schweren Werwolf aus der Themse gezogen. Da wirst du wohl noch so ein Fliegengewicht aus dem See bekommen, verdammt!«
Als Abbey wieder Boden unter den Füßen spürte, wankte sie schwankend zum Ufer und zog das Mädchen einfach hinter sich her. Erst auf dem trockenen Sand ließ sie sich neben ihm auf die Knie fallen und begann sofort Wiederbelebungsmaßnahmen. Es dauerte Gott sei Dank nicht lange, da spuckte das Mädchen Wasser aus und kam schnell wieder zu sich.
Abbey verlor keine Zeit und zog ihr Handy aus der Tasche. Sie konnte von Glück reden, dass Chris ihr eins gekauft hatte, das alle Strapazen ihres Job bisher überstanden hatte, und dem auch ein Tauchgang im Loch Lomond anscheinend nichts ausmachen konnte.
Das Mädchen fing an, am ganzen Körper zu zittern. Auch Abbey schlotterte. Jetzt spürte sie die Kälte wie Nadelstiche in ihren Gliedmaßen. Ein Krankenwagen würde zu lange brauchen, dachte sie. Bis dahin hatte sich das Mädchen eine lebensgefährliche Unterkühlung zugezogen.
Kurz entschlossen rief sie Penny an. »Komm schnell«, rief sie, kaum hatte die abgenommen. Sie beschrieb knapp, was passiert war und wo genau sie war. »Bring Decken mit!«
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Viel Freude mit dem gruseligen Lesespaß!